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Wirtschaftsgeschichte

Ein Blick in die Blausteiner Wirtschaftsgeschichte

Die Industrieansiedlung auf Blausteiner Gebiet fand bereits im 19. Jahrhundert in den Blautalgemeinden Ehrenstein, Klingenstein und Herrlingen statt. Nur dort gab es die wichtigsten Standortvoraussetzungen: ausgebildete Arbeitskräfte, die es rund um die Industriestadt Ulm lange gab. Wasserkraft für den Betrieb von Maschinen. Schließlich die Eisenbahn als Transportmittel für Arbeitskräfte und Güter.

Im Falle der Kalkstein- und Zementindustrie, ein Bereich der das Gesicht des Blautals und seiner Gemeinden nachhaltig verändert hat, kam auch noch der Rohstoff hinzu. In Form des Ulmer Weißkalks liegt er in einer solchen Güte vor, wie an wenigen Kalksteinabbaustätten. Der Kalk ist so hochwertig, dass sich sogar ein Untertageabbau lohnt.

Kalksteinindustrie

Im Blautal finden sich hochwertige Kalkmergelvorkommen, insbesondere der seltene reine Weißkalk. Daraus hat sich seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Industriezweig entwickelt, der maßgeblich das Gesicht der Landschaft mitgeprägt hat.

Ernst Gustav Leube, Chemiker, Geologe und Inhaber der Ulmer Kronenapotheke entdeckte 1830 in Gerhausen einen Kalkmergel, der für die Herstellung des sogenannten Roman-Zement eine ideale Zusammensetzung aufwies.

Roman-Zement wurde von James Parker in England entwickelt und war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts das bevorzugte Bindemittel in der Bauindustrie.

Leube betrieb ab 1838 zusammen mit seinen Brüdern zwei Zementfabrikationsstätten, einen Brennofen in Gerhausen (Teilort von Blaubeuren) und ein Kalkstampfwerk mit Brennöfen in Ehrenstein (Teilort von Blaustein). Die Standorte gelten als die ersten deutschen Zementwerke. Insbesondere beim Bau der Ulmer Bundesfestung ab 1844 und dem Bau der Württembergischen Staatseisenbahn (Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen) ab 1845 fand sein Baustoff reißenden Absatz.

Der ungeheure Zementbedarf ab den 1870er Jahren führte zum zeitweiligen Versiegen von brauchbarem Kalksteinmaterial. Preiskämpfe und Kartellbildungen machten den kleinen Zementwerken schwer zu schaffen. Nach Leubes Tod im Jahr 1881 sah sich sein Sohn gezwungen, mit der produktions- und absatzstärkeren Stuttgarter Zementfabrik zu fusionieren. Während man die Anlagen in Blaubeuren, Schelklingen und Allmendingen weiterbetrieb, wurden die Werke in Gerhausen und Ehrenstein stillgelegt.

Um 1900 stiegen mehrere Unternehmer in die Kalksteinindustrie ein:

Der Italiener Clemente Ferrari entdeckte im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts Weißkalksteine, die sich besonders für die Terrazzoherstellung eigneten. Auf einem Herrlinger Gemeindesteinbruch an der Beibruck fand er das Ausgangsmaterial in ausreichender Menge und ließ es mit Eisenbahnwaggons zur Weiterverarbeitung nach Frankfurt/M. bringen.

Ebenfalls in Herrlingen pachtete Max Grehl um die Jahrhundertwende einen Steinbruch und errichtete dort drei Brennöfen.

Auch der Ulmer Zementfabrikant Carl Schwenk engagierte sich um die Jahrhundertwende an der Herrlinger Beibruck und errichtete 1904 dort ein Terrazzo- und Kalkwerk. Zur Zerkleinerung des Rohmaterials setzte Schwenk eine Dampfmaschine ein, die den Strom für die Brechwerke lieferte. Der Stromüberschuss wurde an die Gemeinden Herrlingen, Ehrenstein und Klingenstein geliefert, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Elektrizitätsversorgung eingeführt hatten.

Die Brüder August und Eduard Merke aus Ulm (Ulmer Weißkalkwerke) pachteten 1899 in Ehrenstein einen Steinbruch und betrieben dort einen 35 m langen Ringofen und kurz darauf auch einen Doppelschachtofen.

Der Erste Weltkrieg führte zum Zusammenbruch der Bautätigkeit und damit zum vorläufigen Niedergang der Kalksteinindustrie. Wenige Jahre nach Kriegsende schnellten die Absatzzahlen in ungeahnte Höhen.

Der kapitalkräftige Unternehmer Kurt Mühlen stieg 1926 als Gesellschafter bei den Ulmer Weißkalkwerken ein.

Die 1899 in Hannover gegründete Kali Chemie AG betrieb ab 1927 einen Steinbruch in Wippingen.

Auch die Bautätigkeit in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft (1933 – 1939) brachte diesem Industriezweig enorme Zuwachsraten.

Die gewaltige Bauwerkzerstörung im Zweiten Weltkrieg ließ die Nachfrage nach Kalkprodukten in den Jahren des Wiederaufbaus (1950er Jahre) auf Rekordhöhen steigen. Bereits stillgelegte Steinbrüche mussten wieder in Betrieb gesetzt werden um die Nachfrage nur einigermaßen befriedigen zu können.

Das Landschaftsbild veränderte sich mit rasender Geschwindigkeit. Der Konflikt mit dem Landschaftsschutz und der Wohnbebauung war vorprogrammiert. Mittlerweile fand man einen Kompromiss, der vor allem in der Renaturierung stillgelegter Steinbrüche sichtbar wird. 

Mit der Wende zum 21. Jahrhundert wurden die Produktionsstätten in Ehrenstein wieder aufgegeben. Mittlerweile sind auf Blausteiner Markung nur noch zwei Unternehmen engagiert:

Seit 1994 nutzt die Fa. Schwenk den Wippinger Steinbruch zum Gesteinsabbau.

In Herrlingen betreibt die bayerische Firma Märker seit 2002 eine Produktionsstätte zur Kalksteingewinnung im Tage- sowie eine im Untertagebau.  Das aufwändige Untertageabbauverfahren ist ökonomisch nur sinnvoll, weil der hochwertige Kalkstein aus dem Blautal ein gefragter Rohstoff für zahlreiche Zweige der chemischen Industrie ist.

Informationsflyer zur Geschichte der Kalkindustrie im Blautal

Hummel Landmaschinen

Hummel aus Ehrenstein war auf dem Gebiet landwirtschaftlicher Geräte lange Jahre ein Begriff für Fortschritt und Qualität.

Heinrich Hummel gründete 1862 im Alter von 27 Jahren ein Unternehmen, das zunächst mit landwirtschaftlichen Geräten handelte und zusätzlich überregionale Lohndruscharbeiten anbot.

Im Laufe der Jahre erwarb er sich ausreichend technische Kenntnisse und praktische Erfahrung, um 1902 seine erste Dreschmaschine zu präsentieren. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs fertigten etwa 240 Mitarbeiter in Kleinserien Dreschmaschinen und Locomobile. Der Krieg erzwang die Umstellung der Produktion auf Hufeisen und Granaten.

Nach dem Krieg stellte Hummel den Bau von Locomobilen ein und konzentrierte sich ganz auf die Fertigung von Dreschmaschinen. Hatten bisher Locomobile seine Dreschmaschinen über Transmissionsriemen angetrieben, so stellte Hummel nun auf Elektroantrieb um.

Den nächsten wirtschaftlichen Einbruch bescherte, wie überall in Deutschland, die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Höhepunkt 1923/24.  Hummel sah sich gezwungen Kurzarbeit einzuführen. Doch er nutzte die Zeit, um die Produktion zu modernisieren. So war er auf den nächsten Wirtschaftsaufschwung ab 1933 bestens vorbereitet. Die Absatzmärkte beschränkten sich nun nicht mehr allein auf das südliche Deutschland. Auch Schlesien und Ostpreußen, ja sogar Holland wurden nun beliefert.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stoppte kurzfristig die Produktion, um bald darauf um so mehr anzulaufen: Nun wurden Maschinen in großen Stückzahlen nach Polen geliefert.

Ein weiterer Großauftrag für die Ukraine konnte kriegsbedingt jedoch nicht erledigt werden: Einerseits waren ein großer Teil der Arbeiter kriegsverpflichtet, andererseits musste 1943 auf Kriegsproduktion umgestellt werden. Wieder produzierte Hummel Granaten. Schließlich zerstörte der Luftangriff auf Ehrenstein am 17. Dezember 1944 große Teile der Werksanlagen.

Nach dem Krieg wurden die Hummel-Werke zunächst treuhänderisch verwaltet. Diese Verwaltung war unglücklich, aber letztendlich nicht ausschlaggebend für den langsamen Niedergang dieser Traditionsfirma. Die Entwicklung des Mähdreschers hatte die Dreschmaschine überflüssig gemacht. Nachdem auch die Produktionsumstellung auf LKW-Anhänger scheiterte, wurde Hummel-Söhne 1969 liquidiert.  

Weitere Informationen zur Firmengeschichte der Firma Hummel finden Sie hier auf der privaten Internetseite.

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